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Dollar-Abwertungen

– wie geht es weiter für GBP-Investoren?

Die globalen Aktienrenditen für GBP-Investoren liegen hinter denen ihrer internationalen Pendants zurück. Schuld daran ist eine seltene Phase der USD-Schwäche und nicht die Stärke des GBP. Wie lange wird diese Phase anhalten, und wie sollten GBP-Investoren ihre Portfolios strukturieren?

29. Juli 2025

Denken Sie einmal an die Investoren, die auf das GBP setzen. Betrachtet man den MSCI AC World Index in diesem Jahr in lokaler Währung oder in USD, liegt angesichts aller Widrigkeiten, darunter Handelskriege, tatsächliche Kriege, extreme politische und geopolitische Unsicherheit sowie finanzielle Notlagen, fast ein Wunder der Widerstandsfähigkeit vor. Für Investoren, deren Portfolios in GBP ausgewiesen werden, fällt die Freude jedoch etwas gedämpfter aus.

Der Grund für diese Diskrepanz liegt natürlich in der Schwäche des USD, der gegenüber dem GBP bis zum 18. Juli dieses Jahres um etwas mehr als sieben Prozent* gefallen ist. Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile 70 Prozent des MSCI AC World Index durch US-Aktien repräsentiert werden, bedeutet dies, dass die globalen Aktienrenditen für britische Investoren in ein stärkeres GBP umgerechnet werden und diese Renditen daher deutlich abgeschwächt wurden (siehe Grafik für einen vollständigen Vergleich). Jahrelang mussten sich Investoren mit Sitz im Vereinigten Königreich darüber keine Gedanken machen. Sie konnten darauf vertrauen, dass das britische „Cable“ (GBP/USD) die geschwächte Position des Landes in der Weltwirtschaft sowie die seit dem Jahr 2007 durch sukzessive Krisen (sowohl externen als auch selbstverschuldeten) gebeutelte Wirtschaft angemessen widerspiegeln würde. Historisch Interessierte wissen, dass dieser Trend sogar noch weiter zurückreicht. In den Jahrzehnten bis zum Zweiten Weltkrieg kostete ein GBP etwa fünf USD*, doch dann begann eine Ära des zuverlässigen Wertverlusts. Wenn wir einen Sprung in die Gegenwart machen, zeichnet sich ab, dass 2025 ein Jahr werden könnte, das diesem Trend entgegenläuft. Die entscheidende Frage für Investoren lautet, ob sich die Lage bald wieder normalisieren wird oder ob sie sich daran gewöhnen müssen, dass ihre auf GBP lautenden Renditen weiterhin Einbussen erleiden, unabhängig davon, wie sich die zugrunde liegenden Anlagen ihrer Portfolios entwickeln.

Alle globalen Aktieninvestoren sind gleich, aber einige sind in diesem Jahr weniger gleich als andere:

Performance vom 31. Dezember 2024 bis 18. Juli 2025

 
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftige Performance und aktuelle oder zukünftige Trends.
Quelle: MSCI.

Rule Britannia! – Die Schwäche des USD ist der eigentliche Grund für die „Stärke” des GBP

Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich zu untersuchen, was tatsächlich für den Bruch des langfristigen Musters in diesem Jahr verantwortlich ist. Für eine signifikante Bewegung eines Währungspaares sind nicht unbedingt zwei Faktoren erforderlich, was insbesondere für das „Cable“ in letzter Zeit gilt. Ein kurzer Blick auf die „Bilanz” der britischen Wirtschaft zeigt eine desolate Haushaltslage, anhaltend schwaches Wachstum und eine geringe Produktivität sowie eine Zentralbank, die trotz einer etwas ungünstigen Inflationsentwicklung voraussichtlich im August die Zinsen senken wird. Diese Fakten sowie die allgemeine Schwäche des GBP, gemessen am GBP Trade-Weighted Index der Deutschen Bank, deuten eher auf eine Schwäche des USD als auf eine unwahrscheinliche Stärke des GBP hin. Was den USD betrifft, so gibt es zwei sehr überzeugende Gründe für die jüngste Schwäche der Währung. Der erste ist die Unvorhersehbarkeit und das Chaos rund um den „Liberation Day“ von Präsident Trump und dessen Folgen. Eine renommierte Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern ergab kürzlich, dass professionelle Investoren den geringsten Anteil an USD seit zwei Jahrzehnten halten und generell am wenigsten in US-Vermögenswerten engagiert sind. Der zweite Faktor für die Dollarschwäche ist die enorme Kreditaufnahme der USA zur Finanzierung eines Haushaltsdefizits von insgesamt -6,3 Prozent* des Bruttoinlandsprodukts (BIP), ein Niveau, das eher mit einer ausgewachsenen Wirtschaftskrise wie im Jahr 2008 und während Covid-19 in Verbindung gebracht wird. Das sogenannte „Big, Beautiful Bill”, das kürzlich vom Kongress verabschiedet und am 4. Juli von Präsident Trump unterzeichnet wurde, wird das Defizit nur weiter anwachsen lassen und bei Investoren Zweifel daran wecken, dass die USA eine zuverlässige Heimat für ihr Geld sind. Das Gesetz sieht Steuersenkungen in Höhe von 4,5 Billionen USD vor, aber nur Ausgabenkürzungen in Höhe von 1,5 Billionen USD*. Kein Wunder also, dass die jüngsten Kursbewegungen am ansonsten langweiligen, aber informativen Markt für langfristige US-Staatsanleihen eine Zurückhaltung der Kreditgeber beim Kauf von US-Schulden erkennen lassen. Die Renditen 30-jähriger US-Staatsanleihen liegen derzeit bei über fünf Prozent, gegenüber knapp vier Prozent* Mitte September letzten Jahres, was auf steigende Kreditkosten hindeutet.

Die Politik könnte die Attraktivität des USD vorerst weiter untergraben

Die Hoffnung auf eine kurzfristige Entspannung stieg angesichts der jüngsten israelischen Angriffe auf die iranische Nuklearinfrastruktur, als der USD an Tagen, an denen die Angst am grössten war, zu steigen schien und wieder fiel, als die Lage weniger besorgniserregend erschien. Doch bereits vor dem am 24. Juni ausgehandelten Waffenstillstand schwächte sich der USD wieder ab, da die oben genannten Faktoren erneut zum Tragen kamen und die Aufmerksamkeit wieder auf die Zölle und das Defizit lenkte. Und keines dieser Probleme dürfte so schnell verschwinden. Der USD war in der Vergangenheit ein Indikator für das Vertrauen in die Wirtschaft und die Regierungsführung des Landes, doch in diesem Jahr versagt er weitgehend als sicherer Hafen in Zeiten erhöhter Risiken (siehe Grafik). Eine Wiederherstellung dieser Funktion würde wahrscheinlich ein Mass an Ruhe und Berechenbarkeit in Washington erfordern, das vor den nächsten US-Präsidentschaftswahlen im November 2028 kaum zu erwarten ist. Auf der anderen Seite des Währungspaares ist es natürlich möglich, dass sich die Lage im Vereinigten Königreich weiter verschlechtert und das GBP aufgrund weiterer fiskalischer oder anderer Schocks gegenüber dem USD an Wert verliert. Die Labour-Partei im Parlament ist angesichts ihrer ideologischen und moralischen Mission verständlicherweise nicht bereit, Sparmassnahmen zu unterstützen, sodass der angeschlagenen Regierung im nächsten Herbsthaushalt kaum andere Optionen bleiben als weitere wachstumsfeindliche Steuererhöhungen für die Mittelschicht. Dies könnte die Bank of England zu weiteren Zinssenkungen veranlassen, um das Wachstum zu stützen, doch da dies bereits weitgehend eingepreist ist, sind die Argumente für eine baldige Schwäche des GBP derzeit weniger eindeutig.

Der USD hat sich angesichts der erhöhten Unsicherheit nicht gestärkt, sondern abgeschwächt:

Performance vom 30. Juni 2015 bis 30. Juni 2025

 
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die zukünftige Performance und aktuelle oder zukünftige Trends.
Quelle: Policyuncertainty.com, Bloomberg.

Wetten Sie niemals gegen Amerika

Wie sollten Investoren mit GBP-denominierten Anlagen angesichts dieser Situation auf Portfolioebene vorgehen? Zunächst einmal sollte die Entscheidung über die strukturelle Währungszusammensetzung eines Portfolios nicht als reine Anlageentscheidung betrachtet werden, sondern als eng mit der Risikotragfähigkeit und dem Anlegerprofil des Investors verknüpft. Investoren, die die zusätzlichen Schwankungen, die Währungsbewegungen für ihre Anlagen mit sich bringen, nicht tolerieren können, sollten ein Hedging-Programm in Betracht ziehen, um diese Risiken ganz oder teilweise auszuschalten. Dies sollte sorgfältig mit ihren Beratern besprochen werden. Hedging ist natürlich mit laufenden Kosten verbunden, und für diejenigen, die die Währungsschwankungen vielleicht tolerieren können, aber dennoch nicht mögen (man denke an Turbulenzen im Flugzeug), ist eine Entlastung durch einen schwächeren USD auf längere Sicht nicht undenkbar. Die USA bleiben ein fundamental attraktiver Investitionsstandort, der nicht einfach ignoriert werden kann. Dank ihrer tiefen Kapitalmärkte, ihrer Energieautarkie, ihrer technologischen Innovationskraft, ihrer Managementqualität und ihrer Arbeitskultur können sie selbst bei ernsthafter Prüfung der Alternativen nicht auf Dauer untergewichtet bleiben, was letztlich auch die Währung wieder stützen dürfte. Wenn dies nicht überzeugend klingt, dann ist es noch weniger überzeugend, wenn man in diesem letzten Satz das Wort „USA” durch „Grossbritannien” ersetzt.



Julian Howard ist Chief Multi-Asset Investment Strategist bei GAM Investments. Dieser Artikel gibt die Meinung des Multi-Asset-Teams von GAM wieder.

*Quelle: Bloomberg, Juli 2025.

Julian Howard

Chief Multi-Asset Investment Strategist
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Der MSCI AC World Index ist ein Aktienindex, der grosse und mittelgrosse Unternehmen aus 23 Industrieländern (DM) und 24 Schwellenländern (EM) abbildet. Mit 2.921 Bestandteilen deckt der Index etwa 85 Prrozent der globalen investierbaren Aktienchancen ab.

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