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Active Thinking

Auf dem jüngsten Active Thinking Forum von GAM Investments erörterte Adrian Owens seine Erwartungen in Bezug auf Inflation und Geldpolitik für den Rest des Jahres, wobei er sich auf die USA, Japan und das Vereinigte Königreich konzentrierte.

26. Oktober 2022

Die Renditen der US-Treasuries stiegen in den vergangenen drei Monaten kontinuierlich an. Die Deutsche Bank wies darauf hin, dass die Renditen der 10-jährigen Treasuries auf Wochenbasis nun zum zwölften Mal in Folge gestiegen sind - so lange wie seit Paul Volckers Amtszeit als Vorsitzender der Federal Reserve (Fed) Mitte der 1980er Jahre nicht mehr. Wir sind mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem die Märkte davon ausgehen, dass die Fed die Zinsen bis Mai 2023 auf knapp unter 5 % anheben wird, bevor sie sie nach allgemeiner Auffassung über einen längeren Zeitraum in kleinen Schritten senken wird. Dies stellt eine erhebliche Veränderung gegenüber der früheren Annahme dar, dass die Zinsen steigen und anschliessend sehr schnell wieder sinken würden. Wir haben stets die Ansicht vertreten, dass die Inflation nicht einfach verschwinden wird. In diesem Sinne müssen wir als Anleger anerkennen, dass der Markt nun eine stärkere und länger anhaltende Straffung einpreist.

Märkte und Anleger sind unentwegt auf der Suche nach einer Wende im Zyklus und einem Signal, um erneut traditionelle Anlageklassen zu erwerben. Unseres Erachtens sind wir noch nicht an diesem Punkt angelangt. Jüngste Kommentare deuten darauf hin, dass die Fed die Zinsen in der nächsten Woche voraussichtlich um 75 Basispunkte anheben wird, jedoch dürfte zumindest die Diskussion um die Möglichkeit einer weniger aggressiven Vorgehensweise im Dezember beginnen. Dies erscheint in vielerlei Hinsicht logisch, da sich die finanziellen Bedingungen deutlich verschärft haben - die Aktienkurse sind gesunken, die Hypothekenzinsen gestiegen und die wirtschaftlichen Frühindikatoren deuten darauf hin, dass der US-Wohnimmobilienmarkt in Zukunft deutlich schwächer sein wird. Diese Faktoren benötigen jedoch Zeit, um sich auf die Wirtschaft auszuwirken, und obwohl sie sich negativ auf den Verbraucher auswirken werden, darf nicht vergessen werden, dass die Löhne den Hauptantrieb für den Konsum darstellen; der Arbeitsmarkt ist nach wie vor sehr stark. Die US JOLTs-Erhebung ist sehr zukunftsorientiert, und der letzte Bericht zeigt, dass die Zahl der offenen Stellen im Verhältnis zur Arbeitslosigkeit nicht mehr so hoch ist wie in früheren Zeiten. Die Zahl der offenen Stellen ist leicht rückläufig, sie muss jedoch nach unserer Ansicht noch viel weiter zurückgehen. Viele weitere Arbeitsmarktindikatoren, wie die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung oder die Arbeitslosenquote selbst, deuten unverändert auf einen sehr robusten Arbeitsmarkt hin. Solange dies der Fall ist, werden die Löhne voraussichtlich stabil bleiben. Infolgedessen sind wir der Auffassung, dass der Verbrauch durchaus stabil bleiben und die Kerninflation zumindest in den nächsten Monaten voraussichtlich ansteigen wird.

Die Gesamtinflation könnte sich dementsprechend ein wenig zurückbilden. Einige der Frühindikatoren deuten sogar darauf hin, dass sie ihren Höchststand bereits erreicht haben könnte. Wir sind daher der Ansicht, dass wir uns in den nächsten Monaten voraussichtlich im Niemandsland bewegen werden, d. h. die Marktteilnehmer werden sich auf die Tatsache konzentrieren, dass die Gesamtinflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte, während die Daten vermutlich zeigen werden, dass das Wachstum weiterhin recht solide ist, die Arbeitslosigkeit nach wie vor sehr niedrig ist und die Kerninflation weiter ansteigt.

Ausserhalb der USA stand in letzter Zeit Japan aufgrund der Schwäche seiner Währung im Mittelpunkt des Interesses. Lange Zeit ging man davon aus, dass weder die Schweizerische Nationalbank noch die Europäische Zentralbank die Zinsen anheben würden, doch beide haben es getan. Die Bank of Japan (BoJ) bleibt somit die einzige bedeutende Zentralbank, die sich weigert, die Zinsen zu erhöhen. Solange dies der Fall ist, wird der Yen unserer Meinung nach unter Druck bleiben. Die Inflation in Japan liegt mittlerweile bei rund 3 %, so dass der Druck auf die BoJ weiter wächst, von der Steuerung der Zinskurve abzurücken, auch wenn die Märkte derzeit nur geringe Zinsanhebungen einpreisen.

In Bezug auf das Vereinigte Königreich ist es am sinnvollsten, das Pfund Sterling gegenüber einem Währungskorb oder insbesondere gegenüber dem Euro zu betrachten, da der Dollar gegenüber allen Währungen stark ist. Im Vergleich zum Euro hat sich das Pfund Sterling nicht sehr stark bewegt. Die Folgen der Regierung Truss machten sich auf dem Gilt-Markt bemerkbar. Die britischen Zinsen entwickelten sich in diesem Zeitraum schlechter als nahezu alle vergleichbaren Märkte, was vor allem darauf zurückzuführen war, dass in einer Zeit hoher Inflation nicht gegenfinanzierte Steuersenkungen geplant waren. In Anbetracht der Tatsache, dass die Bank of England bei der Anhebung der Zinsen so zurückhaltend vorging, waren die Bedingungen im Vereinigten Königreich vor dem Mini-Haushalt für eine Schwäche der Zinsen prädestiniert. Der neu ernannte Premierminister Rishi Sunak hat erkannt, dass die Inflation das grösste Problem für das Vereinigte Königreich darstellt, und seine Politik wird vermutlich restriktiver sein, was die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum betrifft. Sunak wird dafür sorgen, dass mittelfristige Finanzmittel für das Vereinigte Königreich zur Verfügung stehen, was positiv zu bewerten ist, die Marktteilnehmer dürften sich jedoch bewusst bleiben, dass erneute Parlamentswahlen möglicherweise nicht mehr allzu weit entfernt sind.

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Adrian Owens

Chief Investment Officer, Investcorp-Tages
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