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Jenseits der „Trump-Deals"

Marketingmaterial für professionelle / institutionelle / akkreditierte Investoren

Der Handel und das Investieren im Umfeld politischer Ereignisse sind immer mit Risiken behaftet. Die Auswirkungen der US-Wahlen sollten zwar beachtet, aber nicht überbewertet werden. Entscheidend ist, sich weiterhin auf die wirtschaftlichen und unternehmerischen Fundamentaldaten zu konzentrieren.

05. Dezember 2024

Einer der wichtigsten Vorzüge beim Investieren ist die intellektuelle Herausforderung, viele Schalthebel in den unterschiedlichen Anlageklassen betätigen zu können. Sie müssen entscheiden, ob Sie in Fonds, Wertpapieren oder Währungen „long", oder „short" positioniert sein wollen und ob Sie eine Übergewichtung oder eine Untergewichtung favorisieren und vieles mehr. Und die Inputs sind natürlich noch viel zahlreicher. Wir werden buchstäblich in Daten ertränkt. Nach Angaben von IBM wird das jährliche weltweite Datenaufkommen bis 2025 voraussichtlich 180 Zettabyte (das entspricht 180 Billionen Gigabyte) übersteigen1. Die Versuchung, aus dieser Datenflut Kapital zu schlagen, indem wir die vielen Schalthebel, die uns zur Verfügung stehen, anpassen, ähnelt dem Bergsteigen oder einer mathematischen Herausforderung. Die Datenflut und die Versuchung, darauf zu reagieren, sind nie grösser als bei Ereignissen, bei denen viel auf dem Spiel steht, wie etwa bei Wahlen. Man sollte jedoch bedenken, dass die Welt der Anleger von grossen und kleinen Misserfolgen übersät ist, die die statistische Torheit des kurzfristigen Handels belegen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Ein französischer Händler, der nur als "Theo" bekannt ist, soll Berichten zufolge 49 Mio. USD2 verdient haben, indem er Positionen zu den jüngsten US-Wahlen einnahm. Diese Posititionen beruhten auf Umfragen, in denen US-Wähler gefragt wurden, wie ihre Nachbarn wählen würden. Theo nahm diesen neuen Datensatz, passte die Schalthebel an und gewann viel Geld. Statistisch gesehen ergibt es jedoch wenig bis gar keinen Sinn, ein Theo zu werden. Die Realität sieht für viele eher so aus wie für den französischen Radrennfahrer Raymond Poulidor, der als "der ewige Zweite" bekannt wurde, weil er nie die Tour de France gewann. Wie sollten Anleger also vor diesem Hintergrund auf die Nachwirkungen der jüngsten US-Wahlen reagieren?

Die „Trump-Pumpe“

Die US-Wahl hat zu zahlreichen Spekulationen über die US-Wirtschaftspolitik und die Folgen für die Märkte geführt, sogar, als die Kabinettsposten neu besetzt wurden. Der Konsens sieht in etwa so aus: Steuersenkungen und Deregulierung sollten zu einem Anstieg des Wirtschaftswachstums führen, Zölle werden eine gewisse einmalige Inflation verursachen, aber im Allgemeinen dem Rest der Welt stärker schaden als den USA, während die massenhafte Abschiebung von Millionen illegaler Einwanderer (auch bekannt als „Migranten ohne Papiere") mehr in den USA geborene Arbeitnehmer ermutigen wird, wieder in den Arbeitsmarkt einzutreten. Die „grüne" Politik der Biden-Regierung wird zurückgeführt, was Verbrauchern und Unternehmen weiter helfen dürfte, während die Regierung schrumpfen wird, da die Bürokratie durch eine neue Effizienzoffensive unter der Leitung des neuen Department of Government Efficiency (DOGE) reduziert wird, das von keinem Geringeren als Elon Musk zusammen mit Vivek Ramaswamy geleitet wird.

Theoretisch werden sich die Aktienmärkte natürlich auch über all dies freuen. Aber so wie es theoretische Vorteile gibt, gibt es auch theoretische Risiken, zu denen vor allem die Inflation gehört. Die US-Wirtschaft ist gerade erst dabei, einen Inflationsschub zu überwinden, der wohl darauf zurückzuführen ist, dass zu viel Geld in Form von Konjunkturprogrammen wie dem „Creating Helpful Incentives to Produce Semiconductors" (CHIPS), dem „Science Act" und dem „Inflation Reduction Act" (IRA) in die Hand genommen wurde, als sich die Lieferketten und Arbeitsmärkte gerade erst von der Pandemie erholten. Eine Verlängerung der Steuersenkungen für Verbraucher und Unternehmen im Jahr 2025 könnte sich als weitere verfrühte Konjunkturspritze erweisen, die sich negativ auf das bereits angespannte Haushaltsdefizit auswirken und somit möglicherweise zu höheren langfristigen Zinssätzen führen würde, wenn Amerikas Gläubiger die nicht gegenfinanzierten Kosten einer solchen Massnahme scheuen. In ähnlicher Weise könnte die Abschiebung von Millionen von Arbeitnehmern ohne Papiere auch negative Auswirkungen auf die Inflation haben. Nach Angaben des Pew Research Center arbeiten mehr als acht Millionen illegale Einwanderer in den Vereinigten Staaten oder sind auf der Suche nach Arbeit, wobei diese Gruppe seit 2003 im Durchschnitt etwa fünf Prozent der Arbeitskräfte ausmacht3. In einer Wirtschaft, in der die Inflation im Bereich der Dienstleistungen und des Gastgewerbes nur langsam zurückgeht, stellt die Abschiebung genau der Arbeitnehmer, die einen Grossteil dieses Sektors ausmachen, eine ernsthafte Inflationsgefahr dar. Zölle wurden bisher noch nicht erwähnt, aber man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was mit den Verbraucherpreisen passieren wird, wenn tatsächlich ein Zoll von 60 Prozent auf alle chinesischen Importe erhoben wird.

Unbeabsichtigte Folgen - Abschiebungen könnten die bereits angespannte Dienstleistungsinflation weiter in die Höhe treiben:

US-Verbraucherpreisindex (CPI) Inflation

Vom 30. Juni 1984 bis zum 31. Oktober 2024

 
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die künftige Wertentwicklung und aktuelle oder künftige Trends.
Quelle: Bloomberg, US Bureau of Labor Statistics.
Die Ansichten sind die des Managers und können sich ändern. Nur zu Illustrationszwecken.

Wahlversprechen und die Realitäten nach der Wahl

Alle politischen Versprechungen zu analysieren und zu entscheiden, was letztlich umgesetzt werden wird, und dann zu versuchen, fundierte Annahmen über die tatsächlichen Auswirkungen zu treffen, ist für jeden Anleger eine gewaltige Aufgabe. Zum einen neigt die Politik im Allgemeinen und Präsident Trump im Besonderen dazu, eine gewisse Divergenz zwischen den Behauptungen im Wahlkampf und der tatsächlichen Umsetzung im Amt zu zeigen. Im Fall von Präsident Trump wird dies durch frühere Versprechen wie die mexikanische Mauer deutlich, die nie wirklich umgesetzt wurden. Ob die Anleger wirklich jedes Wahlversprechen für bare Münze nehmen können, ist eine berechtigte Frage, aber dann folgt schnell die Problemstellung, ob die potenziellen Vorteile für die Wirtschaft und die Märkte (Wachstum, angebotsseitige Reformen) durch die potenziellen Nachteile (Defizite, Inflation, Unsicherheit) aufgewogen werden. Der Erfolg des angesehenen französischen Händlers Theo und das atemlose Tempo des sogenannten „Trump-Trades", bei dem Aktien, der US-Dollar und Kryptowährungen in die Höhe schossen, verleiten die Anleger unweigerlich dazu, sich zu engagieren. Sich inmitten solcher Bewegungen zurückzuhalten, fühlt sich dementsprechend wie eine Art intellektuelles Versagen an. Das Festhalten an einer zuvor definierten strategischen Vermögensallokation bleibt jedoch inmitten der Ungewissheit souverän, auch wenn sich die Marktbewegungen im Moment so ausgeprägt und auf kurze Sicht bahnbrechend anfühlen.

Die „Trump-Trades" sehen zwar entschlossen aus, könnten sich aber als flüchtig erweisen, wenn die Politik von den Versprechen abweicht:

Finanzwesen/Immobilien und Bitcoin

Vom 29. Dezember 2023 bis zum 29. November 2024

 
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für die künftige Wertentwicklung und aktuelle oder künftige Trends.
Quelle: Bloomberg.

Die Fundamentaldaten sind in Ordnung

Damit bleibt nur noch die altmodische, mühsame Arbeit der Bewertung der Fundamentaldaten. Und aus dieser Perspektive bedarf es keiner US-Wahl, um eine Wirtschaft zu erkennen, die sich derzeit in guter Verfassung befindet. Tatsächlich hat sich die US-Wirtschaft in aller Stille gut entwickelt, obwohl sie anscheinend wieder „gross gemacht werden muss“. Sie wächst mit einer Jahresrate von fast drei Prozent*. Die Michigan-Umfrage zur Verbraucherstimmung zeigt seit Mitte 2022 einen allgemeinen Aufwärtstrend, die Arbeitslosigkeit ist mit 4,1 Prozent* nach wie vor niedrig, die Wirtschaft hat im September* vor den verzerrenden Auswirkungen der jüngsten Wirbelstürme in Florida und des (inzwischen beendeten) Boeing-Streiks 223.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, und die Löhne steigen im Vergleich zum Vorjahr* um vier Prozent und liegen damit deutlich über der Inflationsrate von 2,6 Prozent*. Was den Aktienmarkt betrifft, so sind die zugrunde liegenden Unternehmensgewinne eng mit der soliden Wirtschaft verknüpft, wurden aber natürlich auch durch das aktuelle Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) angetrieben, das der Internationale Währungsfonds Anfang des Jahres als "eine technologische Revolution, die die Produktivität ankurbeln, das globale Wachstum steigern und die Einkommen weltweit erhöhen könnte", bezeichnete. Die USA sind aufgrund ihres einzigartig innovativen und gut ausgestatteten Technologiesektors gut aufgestellt, um diesen Trend weiter voranzutreiben und davon zu profitieren. In diesem Sinne hat die unmittelbare Marktreaktion auf die Wahl das Gefühl der Ausnahmestellung der US-Aktienmärkte verstärkt und die Bewertungen weiter in die Höhe getrieben. Dies verdient eine eigene Analyse, aber aus einer langfristigen fundamentalen Perspektive bleiben die Aussichten Amerikas unabhängig von der Politik ermutigend.

Julian Howard ist Chief Multi-Asset Investment Strategist bei GAM Investments.

1Quelle: IBM, Oktober 2024, www.ibm.com/blog/charting-the-digital-odyssey.
2Quelle: Bloomberg, Oktober 2024.
3Quelle: Pew Research, Juli 2024, www.pewresearch.org/short-reads/2024/07/22/what-we-know-about-unauthorized-immigrants-living-in-the-us.
*Quelle: Bloomberg.
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Julian Howard

Chief Multi-Asset Investment Strategist
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