Nachdem die meisten europäischen Banken ihre Ergebnisse für das vierte Quartal veröffentlicht haben, reflektiert Romain Miginiac, Fund Manager und Head of Research bei Atlanticomnium, über die Auswirkungen für Anleihegläubiger.
05. März 2025
- Die Banken beendeten das Jahr 2024 mit einem guten Ergebnis und übertrafen im vierten Quartal die Konsensschätzungen. Die Rentabilität blieb im Laufe des Jahres stark und verzeichnete damit nach der globalen Finanzkrise 2008 (GFC) das zweite Jahr mit einer zweistelligen Eigenkapitalrendite.
- Auch wenn es in der Zukunft noch einigen Gegenwind geben könnte, wird die Rentabilität des Sektors strukturell höher bleiben - und das ist positiv für die Kreditwürdigkeit.
- Andere Kreditkennzahlen sind nach wie vor grundsolide, da sich die Kapitalquoten in der Nähe der Allzeithochs bewegen, und wir keine Verschlechterung der Qualität der Aktiva feststellen konnten.
Starke Ergebnisse im vierten Quartal, optimistische Rentabilitätsaussichten
Im vierten Quartal zeichnete sich für die europäischen Banken eine Fortsetzung der drei vorangegangenen Quartale ab - ein starkes Ergebnis, da die Mehrheit der Banken Gewinne über den Konsenserwartungen veröffentlichte. Während der Höchststand der Netto-Zinserträge (NII) der Vergangenheit angehört, hat eine Kombination aus stabileren Margen, Kreditwachstum und anderen Effekten (z. B. Hedging) zu einem Anstieg der NII geführt. Auch die anderen Ertragsquellen übertrafen die Erwartungen, was auf ein starkes Wachstum der Gebühren und Provisionen zurückzuführen ist, darunter ein starkes Quartal im Investment Banking. Die Kosten stehen aufgrund des inflationsbedingten Gegenwinds, der Wachstumsinvestitionen und der Restrukturierungskosten weiterhin unter Druck. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft lag erneut unter den Erwartungen, was auf ein recht günstiges makroökonomisches Umfeld und ein straffes Risikomanagement zurückzuführen ist. Auch Rechtsstreitigkeiten sind wieder auf dem Vormarsch, insbesondere im Vereinigten Königreich, wo die Banken Rückstellungen im Zusammenhang mit der britischen Autofinanzierung gebildet haben.
Das vierte Quartal bestätigte den positiven Ergebnistrend für 2024, wie wir in einem früheren Artikel im November hervorgehoben haben: „Die Fundamentaldaten der europäischen Banken waren noch nie so stark“ - Managementteams, die zunehmend ehrgeizige Vorgaben und Ziele erreichen. Im Laufe des Jahres 2024 haben eine Reihe von Banken ihre Prognosen für das Gesamtjahr angehoben, was in einer durchschnittlichen Eigenkapitalrendite (RoE) von ca. zwölf Prozent* für das Gesamtjahr gipfelte. Damit hat der Sektor das zweite Jahr in Folge eine zweistellige Eigenkapitalrendite erzielt, die etwa doppelt so hoch ist wie der 10-Jahres-Durchschnitt (sechs bis sieben Prozent* im Zeitraum 2015-24) und die es seit der globalen Finanzkrise nicht mehr gegeben hat.
Abbildung 1: Die Rentabilität der europäischen Banken wird strukturell höher bleiben
Mit einer erwarteten Eigenkapitalrendite* von ca. elf Prozent in den Jahren 2025 und 2026 dürfte das Ertragsprofil des Sektors auch in Zukunft stabil bleiben. Die Banken haben ihre Finanzziele für 2025 und darüber hinaus entweder bestätigt oder angehoben, was die Stärke des Sektors unter Beweis stellt. Die Gewinne der europäischen Banken werden allerdings Gegenwind ausgesetzt sein, vor allem aufgrund des Drucks auf die Netto-Zinsmarge (NIM), da die Zentralbanken die Zinsen weiter senken, und des Inflationsdrucks auf die Betriebskosten. Dies wird voraussichtlich durch eine Kombination aus anhaltender positiver Dynamik bei den Erträgen aus Gebühren und Provisionen, dem Wachstum der Kreditvergabe und einem fortgesetzten Fokus auf Kosteneffizienz ausgeglichen werden. Auch die Fusionen und Übernahmen haben in diesem Sektor zugenommen, was trotz des politischen Gegenwinds für die Rentabilität förderlich ist.
Kreditkennzahlen bleiben grundsolide
Ausgehend vom Kapital sind die Kapitalkennzahlen der europäischen Banken nach wie vor stark. Wie erwartet sind die harten Kernkapitalquoten (CET1) im Laufe des Quartals von einem sehr hohen Niveau aus leicht zurückgegangen und bewegen sich weiterhin in der Nähe von Allzeithochs (16,0 Prozent ab Q3 2024* für Banken im Euroraum) und liegen deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen - beispielsweise verfügen die Banken in der EU über mehr als 500 Mrd. EUR* an Überschusskapital.
Nach mehr als einem Jahrzehnt steigender Eigenkapitalquoten aufgrund verschärfter Vorschriften dürfte das regulatorische Umfeld nun stabiler sein. Trotz der anhaltenden Unsicherheit im Zusammenhang mit der Umsetzung von Basel 4 in Europa dürften die Auswirkungen insgesamt begrenzt sein, da ein Teil der Auswirkungen von den lokalen Regulierungsbehörden in bestimmten Ländern zusätzlich zu den Massnahmen des Managements vorweggenommen wurde. Die Kapitalkennzahlen der europäischen Banken entsprechen nun entweder den Zielvorgaben des Managements oder liegen darüber. Mit Blick auf die Zukunft wird ein leichter Rückgang der CET1-Quoten, erwartet, weil die Banken überschüssiges Kapital (das über den Zielwerten der Banken liegt) schrittweise über Dividenden und Aktienrückkäufe ausschütten. Es wird erwartet, dass die CET1-Quoten in etwa auf dem derzeitigen sehr hohen Niveau verharren, was sich positiv auf das Kreditprofil der Banken auswirkt.
Was die Qualität der Aktiva betrifft, so überraschen die Rückstellungen für Kreditausfälle weiterhin positiv. Die Kreditbücher des Sektors sind nach wie vor sehr widerstandsfähig, was auf ein konservatives Kreditprofil und ein straffes Risikomanagement sowie auf ein relativ günstiges makroökonomisches Umfeld zurückzuführen ist. Die notleidenden Kredite (NPL) bleiben im Vergleich zum Vorquartal stabil bis leicht rückläufig (EU-Durchschnitt im dritten Quartal von 1,9 Prozent* für die Banken der Eurozone). Mit Blick auf die Zukunft wird erwartet, dass die Qualität der Aktiva robust bleibt, auch wenn die makroökonomische Unsicherheit weiterhin hoch ist. Der Anstieg der Gewinne bietet einen starken Puffer, um eine makroökonomische Abwärtsbewegung aufzufangen.
Abbildung 2: Die Kennzahlen für das Kapital und die Qualität der Aktiva der Banken in der Eurozone bleiben aussergewöhnlich gut
Starke Fundamentaldaten begünstigen hochverzinsliche nachrangige Schuldtitel von Finanzunternehmen
Unserer Ansicht nach gehören nachrangige Schuldtitel europäischer Banken nach wie vor zu den attraktivsten Bereichen auf den Rentenmärkten - sie bieten hohe Renditen ohne Abstriche bei der Kreditqualität. So erbringen beispielsweise auf USD lautende Additional Tier 1 (AT1) Contingent Convertibles (CoCos) europäischer Banken derzeit eine Rendite von rund sieben Prozent*. Anfang des Jahres 2025 war die Nachfrage nach neu begebenen AT1-CoCos sehr hoch: Die Nachfrage betrug bei einem angebotenen Volumen von ca. 14 Mrd. USD* mehr als 80 Mrd. USD, was die hohen Renditen widerspiegelt (der durchschnittliche Kupon lag bei Neuemissionen im Jahr 2025 bei über sieben Prozent). Mit Blick auf die Zukunft bleiben die starke operative Leistung des Sektors und die grundsoliden Kreditfundamentaldaten unterstützende Faktoren für nachrangige Schuldtitel von Banken. Die Renditen sind zwar hoch, aber die Märkte präsentieren sich derzeit mit einer perfekten Bewertung, da die Spreads für AT1-CoCos so niedrig sind wie nie zuvor und fast kein Verlängerungsrisiko eingepreist ist. Vor diesem Hintergrund halten wir einen aktiven Ansatz über die gesamte Kapitalstruktur hinweg für unerlässlich, um potenzielle Abwärtsrisiken zu mindern, da das Aufwärtspotenzial eher begrenzt ist, und gleichzeitig attraktive Erträge zu erzielen.
Romain Miginiac ist Co-Manager der Strategien GAM Credit Opportunities und GAM Sustainable Climate Bond.
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